Sensationell: Sechs taffe Mädels schlagen Favoriten und fahren zum Bundesfinale nach Berlin.

Was an den Methodentagen am Kolleg begann, findet nun im September seinen vorläufigen Höhepunkt. Vom 17. bis 21. September fahren sechs Mädchen als bestes weibliches Judo-Team aus Baden-Württemberg nach Berlin, um dort beim Bundesfinale von Jugend trainiert auf die Wettkampfmatte zu gehen.

Wer jetzt denkt, dass man so etwas ganz einfach mit links macht, der liegt aber gründlich falsch ...

Wie überall geht ohne fleißiges Training gar nichts. Aber mit Spaß ist das alles kein Problem. Cosima Stülpnagel: „Wir sind eine ganz tolle Truppe und haben jedes Training Spaß miteinander.“ Schon zum RP-Finale nach Freiburg fuhr man ohne Druck und die Mannschaft kämpfte zur Verwunderung aller einen Gegner nach dem anderen aus dem Wettbewerb. Die Mannschaft besteht aus Selena Albrecht (6c, -40kg), Lisa Kaiser-Diekhoff-Tavares (6a, -44kg), Clara Kaiser-Diekhoff-Tavares (7a, -44kg), Steffi Schwär (8a, -48kg), Cosima Stülpnagel (7a, +52kg) und Nele Teske (7b, +52kg).

Die Qualifikation zum Landesfinale in Esslingen war eigentlich schon eine Überraschung. Dementsprechend war das Team auch etwas nervös, als es gegen das Lessing Gymnasium aus Karlsruhe zum ersten Mal auf die Matte ging. Bei der Aufstellung zeigte sich, dass die Nordbadnerinnen nicht alle Klassen besetzen konnten. Dafür standen dort die erfahrenen Kämpferinnen im Team. Dennoch schafften die Mädchen einen erstaunlichen 3 zu 2 Sieg. Es kämpften Selena -40kg, Clara -44kg, Lisa -48kg, Steffi -52kg und Nele +52kg.

Als nächster Gegner stand die Jahn Realschule aus Stuttgart auf dem Tableau. Wir stellten die Mannschaft etwas um. Lisa und Clara tauschten die Gewichtsklassen und Cosima wechselte sich mit Nele ab und startete +52kg. Entgegen allen Erwartungen konnten wir auch diese Begegnung mit 3 zu 2 für uns entscheiden. Aufgrund der Ergebnisse der anderen Begegnungen war uns zu diesem Zeitpunkt der zweite Platz bereits sicher. Sensation! Für uns ging es nun quasi um gar nichts mehr, da der letzte Gegner, die Geschwister Scholl Schule aus Tübingen, zu übermächtig schien. Bereits im letzten Jahr hatten sie den Landes-Wettbewerb für sich entschieden und waren beim Bundesfinale.

Wir blieben bei unserer Aufstellung, auch, weil es für uns egal war wie es ausgeht. Zweiter beim Landesfinale, da könnte man erhobenen Hauptes zurückkommen. Wie immer musste Selena als erstes auf die Matte. Sie legte auch gleich furios los und brachte ihre drei Gurtfarben höher graduierte Gegnerin an den Rand einer Niederlage, bevor sie doch noch ausgekontert wurde. Erwartungsgemäß lagen also wir 0:1 hinten, als Lisa auf ihre Kontrahentin traf. Diese war ebenfalls noch nicht so lange beim Judo und so gab es einen ausgeglichenen Kampf, den aber Lisa am Ende klar gewann. Ausgleich. Die nächste Begegnung war dann aber kein Kampf, sondern der Begriff Fight trifft es besser! Clara und ihre Gegnerin schenkten sich nichts und am Ende der regulären Kampfzeit hatten beide identische Wertungen. Beide waren nach 3 Minuten des Ringens, Ausweichens, Absicherns und wieder Angreifens total erschöpft. Damit geht es in den Golden Score, das heißt die erste Wertung gewinnt. Keine gab nach und keine konnte entscheidend werfen. Dennoch schien Clara, angefeuert durch die Mannschaft und die mitgereisten Eltern, nochmals Kräfte mobilisieren zu können. Sie bedrängte die Schülerin aus Tübingen derart, dass diese nur noch einen unerlaubten Griff ansetzen konnte und folgerichtig eine Strafe erhielt. Gemäß Golden Score Regel bedeutete diese den Sieg für Clara! Wow, wir führten gegen Tübingen. Mit Steffi trat nun die Erfahrenste der Kollegs-Mannschaft an. Bald zeigte sich, dass sie ihrer Kontrahentin überlegen war. Sowohl ihre Stand und Wurf-Aktionen, aber vor allem ihre extrem starken Bodentechniken ließen der Gegnerin keine Chance. Steffi gewann, aber das ist bei ihr „normal“. Sie ist einfach eine gute Judo-Kämpferin.

Wir konzentrierten uns jetzt auf den letzten Kampf von Cosima gegen eine Kämpferin, die sowohl technisch, als auch in punkto Größe und Kraft extrem stark war. Cosima konnte lange dagegenhalten. Aus vielen Sparrings mit Jungs sind Nele und Cosima durchaus in der Lage auch stärkere Gegner auf Distanz zu halten. Aber der Kampf zuvor hatte sie schon extrem gefordert und dem musste sie am Ende Tribut zollen und den Punkt abgeben. Als bei den Schülerinnen aus Tübingen trotz dieses letzten Sieges keine Freude aufkam, realisierten wir erst, dass wir gewonnen hatten. Wir waren soeben Landessieger im Judo geworden! Jetzt kannte die Freude keine Grenzen mehr. Bundesfinale in Berlin!

Jürgen Wissler vom Kolleg St. Sebastian in Stegen